Sonntag, 26. Juli 2009

RLIT - Station 12 Von unter'm Wasserfall duschen bis zu kommerziellen Tempeln pilgern (Tiruppur, Thirmoorthy Hills & Pallani)

(TAG 1) Nachdem mich Prasanth in Pollachi in den richten Bus gesetzt hat, hat er sich auf den Heimweg gemacht, während ich im Bus Richtung Tiruppur zu Harisudhan fuhr. Am „old bus stand“ haben wir uns nach ca. 30 minütiger Suche endlich gefunden, denn er hat kein Handy und hat mich immer von „coin phones“ (Telefonboxen) aus angerufen.

Harisudhan (aka Hari) ist der bravste Schüler des Hostels, er lernt fleißig und tut auch sonst alles was man ihm sagt, er nie draußen beim spielen zu sehen und auch eher schweigsam im Hostel, so hab ich erst nach ca. 6-7 Monaten rausgefunden, dass er eigentlich eins der besten Englisch im Hostel spricht.

Vom Busbahnhof aus sind wir dann mit dem Bus nach Chettipalayam gefahren, ein Vortort oder Stadtteil von Tiruppur, ganz genau weis man das nie so wirklich in Indien. Dort kurz zu Fuß durch eine slumähnliche Gegend, was allerdings alles betoniert ist, und dann ein unerwarterter Rechtsturn und schon waren wir da.

Sie haben ein Grundstück mit 3 Räumen, ein Arbeitszimmer, wo die Mutter Kleidungen zusammennäht. Sie hat sich mit einer Freundin selbstständig gemacht und näht mal kleinere mal größere Aufträge.

Noch dazu ist die Mutter eine exzellente Köchin, so gab es gleich Tangai-Oputu (Kokusnussfladen), Chapatis und Upumah.

Kloserie: Es war echt mal wieder entspannend ein Klo zu haben, wenn auch nur ein indisches.

(TAG 2) Nachdem wir gemütlich aufgestanden sind, hab geschlafen wie ein Baby auf der Bastmatte, haben wir erst mal Fernseh geglotzt und haben nach dem Frühstück (Kolkata) den Bus zur KPN Colony (old bus stand) genommen.

Dort sind wir dann mit dem Sohn seiner Tante Rakesh in’s Kino und ich habe mir noch einmal Ayan angeguckt. Seine Tante hat überraschender Weise eine Wohnung im ersten Stock und spricht ziemlich gutes Englisch!

(TAG 3) Den nächsten Tag sind wir abgesehen von einer kurzen Tempeltour, nur zu Hause rumgehängt und ich hatte die Chance mal ein bisschen DW-TV (Deutsche Welle) anzugucken, was echt interessant ist, denn so erfährt man mal was von zu Hause und der Sender kommt, so viel ich weis, überall umsonst. Außerdem kam viel über die Phase 5 der indischen Parlamentswahlen auf den indischen Sendern.

(TAG 4) Da die ersten Tage eher gemütlich relaxt zugingen, war es nun mal an der Zeit etwas zu unternehmen. Um 5 Uhr 40 hieß es raus aus den Federn. Denn da es bei ihnen in der Nähe nichts zum anschauen gab hatten wir einen weiten Weg vor uns. Erst mal den Bus nach Udamalpet / Udumalai und dann nach Thrimoorthymalai (Thrimoorthy Hills). Dort erst mal einen riesen Tempel besucht und dann sind wir den Berg hinauf gewandert. Gegenüber von uns war ein komischer Berg mit Gesicht... Irgendwann haben wir dann auf einem Felsvorsprung zwischen Affen und Eidechsen Brotzeit gemacht. Als wir endlich scheißnass den höchsten begehbaren Punkt erreicht hatten, war ich schon erstaunt einen Wasserfall vorzufinden unter dem wir dann geduscht haben. Aber es ist eben Indien, so waren da ab und an schon mal 10 – 20 Inder neben einem beim duschen, aber lustig war es auf jeden Fall und man meint gar nicht wie hart so ein Wasserstrahl von oben ist! Während wir uns zum Sonnen in die Sonne gesetzt haben mussten wir gleichzeitig auf unsere Taschen aufpassen, nicht vor Menschen, aber vor den Affen die dort ziemlich frech waren und alles was nicht niet und nagelfest war geklaut haben!

Als nächstes sind wir zum nahe gelegenen Stausee / Damm, wo wir noch ein bisschen geschwommen sind bzw. ich den 3 Jungs (Hari und seine 2 Cousins) versucht habe schwimmen beizubringen.

Dann haben wir wieder einen Bus nach Udumalpet genommen um von dort aus nach Pallani zu fahren und dort zum großen Tempel auf dem Berg zu pilgern. Und hier muss ich mal ein bisschen Systemkritik betreiben: Es kann doch einfach nicht Gottes Wille sein, dass bei Tempeln eine reine Geldmacherei betrieben wird oder wie erklärt man sich 4 verschiedene Tempeleingänge mit Eintrittspreisen von free, 10 (normal), 50 (spezial) und 100 Rs (VIP)? Unten muss natürlich jemand die Schuhe bewachen was auch noch mal pro Paar bis zu 10 Rs kosten kann, auf dem Pilgerweg gibt es alle 10 Treppenstufen einen Laden mit Souvenirs, Getränken und irgendwelchen Opfergaben (z.B. Blumenketten, Kokosnüsse oder Feuersteine zum entzünden vor dem Tempel) und wenn man oben angekommen ist, kann man gleich mal in’s „Sales Center“ gehen. Kein Scherz das heißt sogar wirklich Sales Center!

(TAG 5)Nachdem ich eh schon länger da war als ich wollte sind wir nun endlich zu meiner nächsten Station gefahren über einen kleinen Abstecher zu Hari’s zukünftigem College, was ein sehr gutes ist. Wir dachten es würde Eindruck schinden wenn ich dabei wäre und würde ihn leichter reinkommen lassen, hat es vielleicht auch, aber ich glaube eher nicht, denn ich war lediglich beim Headmaster mit drinnen hab kaum ein Wort mit ihm gewechselt und habe Hari’s Formular dass man in Englisch auszufüllen hatte ausgefüllt. Das College kostet sie in den 3 Jahren ein bisschen über 1 Lakh (100.000 Rs) und hat sogar ne eigene Website www.kongu.ac.in.

Dilema: Hari’s Mutter hatte vor kurzem erst eine teuere Operation und hat Angst, dass so etwas noch mal passieren kann und das sie dann ihr einziges Kind nicht mehr auf’s College schicken kann. Der Vater starb als Hari 2 Jahre alt war und auch sonst ist kein soziales Netz vorhanden, die sie unterstützen würden. Gerade so hat sie die Anfangskosten für das College gezahlt. Die schlechte finazielle Situation war auch der Grund Hari auf eine Tamil Medium School und hier in’s Ashram zu schicken, denn im LKG (lower kindergarden) & UKG (upper kindergarden) war er noch im englischsprachigen Zweig!

Keine Kommentare: