Montag, 15. Juni 2009

Wenn technischer Fortschritt noch als Magie empfunden wird...

...dann ist die Welt noch so faszinierend und schön, wie sie eigentlich bei jedem von uns sein sollte.

Und so war es für die 2 Kids der Tennisfamily am gestrigen Sonntag wohl ein bezaubernder Nachmittag/Abend.

Aber nun noch mal von vorne. Ich wollte die Tennisfamily ja schon immer mal nach Ooty einladen um Pizza-Essen zu gehen, leider ist der letzte Sonntag sprichtwörtlich in's Wasser gefallen. Und auch unsere vorherigen Versuche die Family zu einem Sonntagsausflug zu überreden, waren nicht sonderlich erfolgreich (obwohl sie schon zu Alisa & Mo's Zeiten begannen).

Nun aber hab ich es doch geschafft sie zu überreden und konnte somit wenigstens die kleine Lavanya (7) und die große Suganya (9) zusammen mit Manuel nach Ooty entführen. Die Eltern konnten leider nicht mit, da sie arbeiten (beide arbeiten als Köche) mussten.

Es mag vielleicht nicht so erstaunlich klingen, was die Kinder alles toll fanden, wenn man bedenkt, dass sie noch nie in einer Rikscha gefahren sind (außer mit uns einmal) und auch noch nie in Ooty waren (außer Sugu einmal mit Mum und anderen weiblichen Verwandten, wo sie sich danach gleich die Standpauke von ihrem Dad anhören durften). Dennoch vergisst man das als hightechverwöhnter Westler manchmal was anderen Leuten eigentlich alles komisch vorkommen muss.

So fing es schon an als sie jeweils eine komplette eisgekühlte Coke für sich bekamen und sie genüsslich mit dem Strohhalm schlürften. Weiter ging's mit Besteck, dass sie sicherlich schon mal irgendwo gesehen haben, aber ihr eigenes für ihr Essen hatten sie - denk ich mal - noch nie. Lustig wurde es dann als sie versucht haben, die Pizza so zu essen, wie man eben in Indien den Reis ist, zwar mit den Händen, aber eben zertrennen und kleine Häufchen in den Mund schieben, was mit einer Pizza nich zu machen ist. Doch sie lernten ziemlich schnell wie man Pizzastücke in den Mund schiebt, natürlich mit der Hand! :)

Magisch wurde es dann aber erst in den "Restrooms" mit Seifenspender, Infrarot-Wasserhähnen und einem Abtrockföhn. Lave fragte mich dort dann, was das für eine Zauberei sei, wo Wasser irgendwo rauskommt, wenn man die Hand vor so ein schwarzes Ding hält und wie das einem das Wasser von den Händen geblasen wird von so einem komischen Teil... :)

Kaum hatten wir im Sidewalk's Café unsere Pizzen aufgegessen ging's nach einem wirklich kurzem Spaziergang, wo wir zu Sugu's, Lave's und auch Manu's Erstaunem ein wildes Pferd mitten auf der Straße gesehen und verfolgt haben, auch gleich in die Rikscha um auf den Berg in das Restaurant mit dem wohl bestem Ambiente des gesamten Niligiri Districts zu fahren, natürlich erst nachdem wir gute Ootyschokolade probiert und eingekauft hatte für Amutha Akka bzw. die Mutter von den Kleinen.

Auf dem Weg haben wir Anna & Helen (mit denen wir zum Abendessen vereinbart waren) getroffen und sie gleich in der Rikscha mitgenommen. Angekommen in King's Cliff durften wir erst mal im "Warterzimmer"/"Chill-Out-Lounge" oder wie man das gemütliche Zimmer mit Feuer im Kamin und angenehmer Musik auf Zimmerlautstärke (nicht üblich in Indien, normalerweise so laut, dass man kein Wort mehr hört) noch so nennen will, Platz nehmen und unsere Bestellungen aufgeben.

Für die beiden Kleinen gab's Chicken Nuggets (die ihnen nich so toll geschmeckt haben, waren auch nicht so gut wie im McD) und Pommes mit sehr guter BBQ-Sauce. Für uns andere Köstlichkeiten wie z.B. Beefsteak für Manuel und Anna oder "American Chopsey" (mit Chicken) für mich, was neu für mich war, aber gut geschmeckt hat. Die Kids waren dann als sie fast aufgegessen hatte pappsatt, aber für eine Kugel Schokoladeneis war natürlich auch noch Platz...

Ganz entzückt waren die Beiden auch wieder vom Papierspender im Bad, wo man sich so viel Papier rausnehmen kann wie man braucht bis man die wohlriechenden Hände von Seife und Wasser trocken bekommt.

Ich glaube am Ende sind Manuel, die Kids und ich mir einig, wenn es ein gelungener Ausflug war, denn sie wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.

So ist Sugu in meinen Armen im Bus schon in die Traumwelt hinabgestiegen und Lave war noch hellwach und hörte mit den super Bose-Lautsprechern von Manuel englische Musik, da sie wahrscheinlich zu viel 7up und Coke getrunken hatte und außerdem auf der Hinfahrt schon im Bus geschlafen hatte.

Nächstes Mal sollen aber Mum und Dad aber auch mit. Amutha wollte gar keine Schokolade zu Hause annehmen, weil sie viel lieber Pizza probiert hätte...;)

Freitag, 12. Juni 2009

Meine Zeit ist abgelaufen


Fast zu mindest, 50 Tage sind es noch bis mein Flieger dann hoffentlich mit deutscher Pünktlichkeit auf deutschem Boden absetzt. Wahnsinn, jetzt zählt er sogar schon die Tage, denkt ihr euch wahrscheinlich, aber das hab ich mir von einem anderen Volunteer abgeschaut (natürlich auch doppelt überprüft). Sowieso läuft im Stundentakt nun auf Facebook die Nachrichten über Deutschland runter. Alle weltwärts-Volunteers in Indien scheinen kopfmäßig schon im heißgeliebten Heimatland zu sein. So liest man ständig Statusnachrichten wie „I will miss India so much“, „Monsunregen hat angefangen, hoffentlich regnet es nicht in Deutschland wenn ich ankomme“ oder auch „Hell yeah, I’m coming back!“.

Nun ja wie ich euch berichtet habe, hat dieses Phänomen bei mir schon seit dem angebrochenem zehnten Monat eingesetzt. Nicht dass ich von 3 Monate runter gezählt habe, aber man merkt, dass sich das ganze Jahr dem Ende zu neigt.

Hier sitze ich nun, in meinem für die letzten 2 Monate noch verändertem, Zimmer fast lethargisch und schwelge in Erinnerungen und überlege schon mal was ich vermissen werde und was Neues auf mich zukommt. Immerhin gibt es so was wie einen kleinen Übergang, ich lebe noch ein bisschen westlicher im Moment, denn nun habe ich, man mag es kaum glauben, endlich meine eigene funktionierende Glühbirne bekommen! Yes 2 Monate im Licht! Außerdem habe ich jetzt meinen eigenen Laptop, den mir meine Freunde für die Unibewerbungen mitgebracht haben. So kann ich nun schon mal das gesellschaftliche Leben und das politische Geschehen in Deutschland und der Welt verfolgen, sowie endlich wieder Radio hören!

Ihr fragt euch vielleicht wie ich darüber denke nach einem Jahr Luxusabstinenz zurück in die Heimat zukehren. Und da muss ich Euch sagen, dass ich mich schon richtig darauf freue wieder in Europa, Deutschland und auch München zu sein! Nicht das mir Indien momentan weniger gefällt als sonst und auch sonst hat sich hier nicht so viel geändert, mir geht es nach wie vor sehr gut, aber nach so vielen Monaten merkt man dann doch, dass man irgendwie doch woanders hingehört.

Mit den weisen Worten des römischen Philosophen, Dramatiker und Staatsmannes Lucius Annaeus Seneca will ich mich für heute verabschieden:

"Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zuviel Zeit, die wir nicht nutzen."

Samstag, 6. Juni 2009

Gopi in Erumad

Erumad

@ Anjali's w/ Pathi in Kallar

Kallar

RLIT - Station 9 Der Ruf des Elefanten bei Malambalam

In Gudalur angekommen wurde ich gleich von Usha und ihrer Pediamma (tam. älteste Tante, älter als Mutter/Vater) am Bus Stand abgeholt. Usha freute sich riesig mich zu sehen. Auch sie ist eine meiner Lieblingsschülerinnen. Sie ist total lieb und verehrt ihre Freunde über alles, so hebt sie z.B jede einzelne Verpackungsfolie auf, von Süßigkeiten, die sie von ihren Freunden bekommen hat (nicht viele). Sie ist die einzige die immer am Lachen ist und mit ihr kann man immer Spaß haben, wenn sie nicht gerade lernen muss. Genauso wie die „Gudalur Girls“, von denen mein letzter Blog in Erumad und Pothukolly handelt, hat sich Usha immer für mich eingesetzt.

So zum Beispiel, sorry aber ich muss dieses elendige Thema ansprechen, haben meine tollen korrupten Chefs bei manchen Kids angerufen und wollten, dass sie mich nicht zu ihnen lassen. Ihr Grund war natürlich ihre panische Angst, dass ich mehr über die Missstände hier im Ashram aufdecken kann und erfahre was hier noch so alles schief läuft, was ich auch habe! Er hat ihnen erklärt, dass ich ein ganz schlechter Mensch sei, auch schon aus dem Hostel geworfen wurde und eh nicht mehr für sie arbeite, was natürlich alles erstunken und erlogen ist. Er hat aber nicht mal die Courage gehabt mich selbst zu fragen wohin ich gehe, geschweige denn mich anzurufen und zu fragen wo ich bin. Auch als ich zurück zum Ashram kam, kam kein Wort darüber auf…Na ja da haben sie nicht mit meinen Kids gerechnet, die mich trotzdem aufgenommen haben.

Usha’s Mum wollte mich aber nicht da haben weil sie Nagaraj Glauben schenkte, doch Usha hat gemeint das sei ihr egal und hat solange mit ihre gestritten bis ich kommen konnte. Übrigens hat sich ihr schlechtes Bild von mir sofort geändert als ich dort war, als ich gehen wollte, versucht die Mutter mich noch zu bleiben zu animieren, was ich leider nicht konnte und sogar am Telefon hat sie mich jetzt schon des Öfteren eingeladen und fragt wann ich wieder komme. So viel dazu…

Mit der Rikscha ging’s so weit es ging bis an eine Dorfsgrenze, wo auf einmal helle Aufruhr war. Zig Leute liefen brüllend in den Wald, über die Felder, über die Straßen durch die Palmen hindurch, hunderte andere kamen hingegen schreiend wieder aus dem Wald gerannt.

Ein Elefant hatte in seinem Zorn eine Kuh erlegt und ein Haus komplett zerstört. Nun kamen die ängstlichen aus dem Wald gestürmt, andere mutige Leute hingegen liefen in den Wald hinein um ihn mit vereinten Kräften zu vertreiben.

Für uns hieß das aber, dass eigentlich der einzig passable Weg zu ihrem Haus versperrt war. Nach ca. einer halben Stunde überlegen und es so aussah, dass sie den Elefant nicht in Griff bekommen würden, gab’s die riskante Entscheidung über einen Umweg zu ihrem Haus zu gelangen, was sich als richtiges Abenteuer heraus stellte!

So ging es erst mal von der Straße runter zwischen den Feldern hindurch auf einer rutschigen matschigen Erhöhung, wo man keine 2 Füße nebeneinander stellen konnte. Es war hier schon ziemlich zu balancieren mit meinem Traveler-Rucksack, doch wäre mir eigentlich nichts passiert wenn ich runter gefallen wäre, denn es ging ja nur ca. einen halben Meter runter in’s Feld…

Dann konnte man aber den Elefant lärmen hören und Rufe aus unserer Nähe, er kam anscheinend in unsere Richtung also mussten wir laufen…

Bis wir zu einer gefährlich aussehenden Brücke kamen! Die Brücke bestand nur aus einem Bambusstamm, der windig aussah. Es waren aber ein paar schlaue Menschen auf die Idee gekommen auf Hand Höhe einen Draht vom einem zum anderen Ende zu spannen, der allerdings auch schon durchhing. Es war ziemlich gefährlich, denn drunter war ein Fluss, der auch nicht all zu tief war und große fette Steine hatte. Pediamma hat sich dadurch wenig beängstigen lassen und ist einfach drauf losmarschiert. Da es keine andere Möglichkeit gab, war ich als nächstes dran und das mit meinem riesigen Rucksack auf dem Rücken. Pediamma Spannte den Draht am anderen Ufer, womit es ein wenig leichter war, doch als ich genau in der Mitte war, kam wie in der berühmten Szene in einem Film eine kleines Lüftchen, dass fast das Aus für mich gewesen wäre. Ich konnte mich gerade noch halten. Langsam, wacklig setzte ich einen Fuß vor den anderen bis ich schweißnass endlich das andere Ufer erreichte. Nun war noch Usha dran, die meinen blauen Rucksack trug. Bei ihr fast dasselbe nur noch ein bisschen krasser, sie sah so wackelig aus, dass ich einen Schritt in ihrer Richtung gemacht hab um sie halb aufzufangen...

Letztendlich haben wir es geschafft und – da sind Usha und ich uns einig – werden wir das sicher nie vergessen! Aber wir hatten noch nicht mal den halben Weg hinter uns, nun ging es weiter auf einer kleinen Straße, wo wir beim vorübergehen einen verwüsteten Stall gesehen haben, wo auch der Elefant durchgerannt war. Schließlich ging es dann Berg auf durch einen richtigen Wald, wo mir schon klar war, dass es hier fast nichts mehr geben wird. Als wir aus dem Wald heraustraten erbot sich mir ein toller Blick über ein riesiges, grünes, idyllisches Tal, was das Dorf Malambalam darstellt.

Dort war dann auch gleich das Haus. Das echt schön war. Es ist komplett aus Lehm, bis auf das Dach, das aus Ziegeln besteht. Durch den Lehm und da es keine Fenster gibt ist es super schön kühl innen. Sie haben einen größeren Vorhof und einen kleinen Bereich der von einem geflochtenem Bananenblattzaun (wird hier im Süden sehr oft verwendet) und einem Tuch als Dusche abgetrennt ist, worin man natürlich mit Eimern duscht, die man davor hoch getragen hat. Neben dem freien Vorhof ist auch noch eine große Ananas und Bananenplantage, die ihnen gehört.

Der Platz ist so friedlich und abgeschieden, dass er der perfekte Platz für einen Künstler, vor allem für Maler, wegen der schönen Szenerie ist. Also falls jemand mal Ruhe haben will und sich ab und zu nicht all zu oft, von einem fernen Ruf eines Elefanten (war kein Einzelfall, passiert ab und an mal hier) nicht stören lässt, kann ich den Platz hier wärmstens empfehlen und die Familie ist auch so super nett, dass sie jeden herzlich willkommen heißen würde.

Erst mal haben wir ein bisschen geplaudert, dann haben wir die Schwester die nahe wohnt besucht. Sie hat ein Haus, wie es einige hier haben und zwar ist hier das Dach auf dem Boden und dass Haus wurde sozusagen in den Boden rein gegraben, so dass man sich sehr ducken muss um rein zu kommen. Keine Ahnung wie alte Personen da ein und aus gehen sollen.

Abends gab es dann Reis mit Spinat und vor dem Schlafen gehen wurde natürlich noch einiges geplaudert bei Kerzenlicht. Die Kerzen sind hier aus Flaschen gemacht in die Öl gekippt wurde und ein dicker Dicht drinnen steckt.

Kloserie: Da das Ablassen von Exkrementen mit unter an den verschiedensten Plätzen war auf meiner Reise, werde ich auch davon ein bisschen berichten. Wem das zu ekelig ist, kann ja einfach weiterscrollen.

Hier auf jeden gab es natürlich kein Klo, so musste man einfach die Bananen/Ananas Plantage hoch laufen und sich da ein geeignetes Plätzchen suchen, was für mich ziemlich komisch war, denn bis jetzt hatte ich das immer geschickt vermeiden können, doch hier gab es keinen Ausweg. So hinterließ ich meine Fäkalien zwischen einem Ameisenberg und einem Termitenhügel, ein bisschen weg von den Bananen & Ananässen.

Am nächsten Tag als wir auf den Bus warteten um von Malambalam nach Gudalur zu kommen haben wir einen Transvestiten getroffen, was ich für eine kleines Dorf unmöglich gehalten hätte, denn so was ist ja in Deutschland schon schwer, war hier eigentlich überhaupt kein Problem.

Sie (Usha & ihre ältere Schwester Meena) haben mich dann noch zum Bus gebracht und mir gewunken bis er abgefahren ist…:)

Zur Situation: Usha lebt mit ihrer Mum und 2 älteren Schwestern abgeschieden in Malambalam. Sie hat das beste Englisch im Hostel unter den Mädchen gesprochen. Hat, weil sie in der 10 Klasse war und damit die Schule beendet hat. Mit ca. 380 Punkten von 500 war sie eine der besten Schülerinnen. Sie wollte eigentlich in Ooty in ein Hostel und dort +1, +2 machen, was ungefähr unserem Gymnasium entspricht. Allerdings lässt ihre Mutter sie wahrscheinlich nicht und will sie irgendwo in Gudalur unterbringen.

Die allein erziehende Mutter arbeitet in einem „Social Welfare Office“ oder so, was genau sie da macht, weis ich nicht. Allerdings hat sie ab und zu während der Arbeit Ausländer kennengelernt, die auch mal sehen wohnen wie die Leute hier so leben, also war ich nicht der erste „Weiße“ der bei ihnen zu Hause war.

Der Vater ist angeblich abgehauen, als Usha noch ein kleines Kind war, er lebt nun wo anders und Usha hat ihn nie mehr zu Gesicht bekommen.

European Election 2009



Liebe Europäer,

es steht mal wieder die nächste Wahl an und ich wollte Euch bitten/auffordern doch wählen zu gehen...

Am nächsten Sonntag, den 7.Juli ist es soweit, dann dürft Ihr entscheiden, welche 99 deutsche Politiker in das europäische Parlament einziehen.

Allen Zweiflern und Wahlmuffeln kann ich nur soviel sagen:

1.) Geht wählen, denn auch wenn Ihr denkt, dass Ihr nichts damit verändern könnt, so darf man doch die Hoffnung nie aufgeben.

2.) Eure Stimme bekommt zusammen mit anderen Gewicht also zählt sie doch!

3.) Eure Stimme ist wahlentscheidend wie alle anderen. Jede Stimme zählt. Adenauer wurde schließlich 1949 auch nur mit einer einzigen Stimme Mehrheit vom Bundestag zum Kanzler gewählt, warum sollte sich so eine Möglichkeit nicht noch mal ereignen?

4.) Nicht-Wähler und Ungültig-Wähler stärken kleineren (radikalen) Parteien unabsichtlich den Rücken, denn mit einer kleineren Wählerschicht steigt automatisch die Prozentzahl und die Entscheidungskraft einer einzelnen Stimme!

Wer noch unsicher ist welche der 32 antretenden Parteien er/sie wählen soll, kann sich hier Klarheit verschaffen:

- http://www.wahl-o-mat.de/europa2009/index.php
- http://www.votematch.eu/
- http://www.bpb.de/methodik/DGRSLB,0,0,Wahl_zum_Europ%E4ischen_Parlament.html

Viel Spaß beim Ankreuzen & einen schönen Wahlsonntag wünscht Euch

Akil

P.S.: Ich bin meinem bürgerlichem Recht schon nachgegangen und habe aus Indien gewählt!

P.P.S.: Weitersagen & Freunde, Verwandte und Bekannte überzeugen... ;-D

P.P.P.S.: Wusstet Ihr dass das Europäische Parlament 40 - 66% (je nach Berechnung) aller politischen Entscheidungen in Deutschland beeinflußt...?

RLIT - Station 2 to 8 Bei den Tribals in Erumad & Pothukolly

So nun ging die Tour erst richtig los.

(TAG 1) Mit dem Bus nach Gudalur und dort dann in einen Townbus nach Erumad.
Erumad ist an der Grenze zu Kerala, man ganz einfach rüber laufen. Deshalb ist es auch ein ganzes Stückchen von Gudalur, ca. 2 Stunden mit dem Bus.

Dort wurde ich erst Mal von Gopi, unserem "Boy's Warden" in Empfang genommen und zu meiner "Gastfamilie" geführt. Denn da sie wussten, dass ich komme, haben sie ein Platz zum Schlafen für mich organisiert, da alle Häuser sonst zu klein sind. Mit der Familie hab ich mich auf Anhieb gut verstanden. Die Mutter, die nur "Teacher" (indisch für Lehrerin, "Sir" oder "Master" für Lehrer) ist die jenige, die die zwei wardens nach Coonoor zu uns in's Ashram geschickt hat und zusammen mit dem Headmaster ihrer Schule hat sie auch einige Kinder zu uns geschickt.

Dann ging's zu Gopi (Station 2) nach Hause, wo ich erst Mal Essen musste, wie es sich gehört! Sie hatten sogar extra Chicken gemacht! Dann wurde mir sogar exklusiv eine Mango vom Baum geholt, der mitten vor dem Haus steht. Hat echt super lecker geschmeckt so frisch! Nach einem kleinen Spaziergang in der Gegend sind wir dann per Rikscha (20 Rs, aber doch ein ganzes Stückchen) zu Manval Kootata, wo Priya (aka Preetha) und ihrer kleineren Schwester Nandu (aka Nandini) (Station 3), Shiny (Station 4) und Sheeba (Station 5) wohnen. Preetha und Shiny sind die zwei Mädls die sich am besten mit mir verstehen und dass schon seitdem ich im Ashram bin. Sie reden fast jeden Tag mit mir, fragen mich wie's mir geht und erzählen mir wie's Ihnen geht und was sie so machen. Sie sind alle Tribals, so wie alle die dort leben.

Es ist eine größere betonierte Fläche mit Häusern aus Lehm/Beton drauf. Sie wohnen Preetha & Nandini's (Geschwister) Haus steht direkt neben Shiny's Haus und Sheeba's Haus ca. 3 weiter. Weil heute "Tirvila" (ich glaube man übersetzt es am besten mit Fest/Veranstaltung) ist nämlich Neujahr, sind viele der Bewohner schon mittags über besoffen, so wurde ich auch schon in Gopi's Haus gefragt, ob ich Alkohol haben will, was ich dankend abgelehnt habe!

Nach Tee, Tratsch und TV, ja sie haben alle einen Ferseher, aber keine Toiletten/Bäder und kein Wasseranschluß (Wasser wird aus den naheliegenden Puppen oder Ziehbrunnen geholt), gehen wir (mittlerweile Preetha, Shiny, Sheeba, Gopi & ich) dann mit Sheeba's Dad zu "Tschetschi"'s (aka Latha) Haus (Station 6) auf dem nächsten Berg. "Tschetschi" steht für große Schwester in Maliyalam der Sprache der Bewohner Kerala's und hier spricht eg jeder Maliyalam und viele kein Tamil, obwohl es noch zu Tamil Nadu gehört. Das Haus von Latha (unsers weiblicher Wardens) ist deutlich größer und abgelegener als die Häuser meiner kids. Sie haben ca. 10-15 Hunde und viele andere Tiere. Nach einem weiteren Tee (hab am ganzen Tag ca. 7 Tees bekommen) sind war dann mit Latha weiter spazieren gegangen und haben bei diversen Freunden und Verwandten von Latha vorbeigeschaut.

Dann geht's für Gopi und mich schon wieder zurück zu meiner "Gastfamilie", wo wir nach 'ner kurzen Runde TV mit den 3 Söhnen der Family und mit Gopi erst mal richtig Feuerwerk anzünden, wobei vor allem Gopi dabei richtig abgeht und ziemlich unkontrolliert durch die Gegend böllert!

Abends geht's dann zur Tirvila, wo Kinder eine Playback-Show veranstalten. Um 1 Uhr bin ich dann allerdings zu müde gewesen um es bis um 5 Uhr durchzuhalten, somit sind wir dann zum Haus schlafen gegangen.

(TAG 2) Zum Frühstück gab's Uppuma (keine Ahnung wie man das beschreibt, gematschter Weizen?!) mit Fisch, was ziemlich lecker war. Dann ging's wieder zu Priya & Co. Da Nandu sehr schüchtern ist und mit fast niemandem was macht, haben wir sie da gelassen und sind dann zu fünft (Priya, Shiny, Sheeba, Gopi & ich) mit dem Bus nach Pothukolly gefahren, wo noch ein paar kids von mir leben. Und zwar direkt nebeneinander ist das Haus (Station 7) von Vani (aka Vanitha) und ihrem kleineren Bruder Vis (aka Viswa, Viswanathan) und das von Udaya (aka Udayakumari) und ihrer kleinen Schwester Sangeetha (Station 8). Vis ist unser kleines Fußballtalent, er kennt keine Angst auch nicht bei Gegnern die doppelt so groß und doppelt so alt sind wir er. Vani kann auch super Fußball spielen (liegt wohl in der Familie), so ist sie die beste der Mädchen beim Fußball.

Nach Tee & Snacks in beiden Häusern, zig Fotos und einem Besuch ihrer alten Schule, die gleich 20 Meter vor den Haustüren steht, sind wir alle zusammen tief durch den Wald zu einem Fluß gegangen, worin Vis, Vani und ich drin gebadet haben. Dann ging's schon wieder zurück.

Wir 5 sind dann in einem Jeep (gibt keinen Bus dort) zu unserem Dorf gefahren. War ziemlich abenteuerlich, denn wir (Gopi & ich) hingen hinten dran am Wagen, was bei dem schnellen Tempo, dass er manchmal vorlegt hat schon auf die Muskeln ging, vor allem wenn's dann in scharfe Kurven ging hat es mich förmlich zur Seite geschleudert.

Am Abend ging die Tirvila weiter, dieses Mal aber mit einer angesagten Band, die alle aktuellen Superhit spielen konnten, da ich wieder so müde war und Gopi aber erst Mal nicht Heim wollte, durfte ich auf einem hauchdünnen Tuch auf einem kleinen Hügel (mit Steinen) für kurze Zeit schlafen, was im Nachhinein gesehen, der schlechteste Schlafplatz auf meiner ganzen Tour gewesen ist!

(TAG 3) Eigentlich wollte ich dann zu Usha nach Gudalur fahren, doch als ich sie angerufen habe, hat die Mutter gemeint, dass sie in einer andere Stadt gefahren sei und nicht mehr zurück komme am selben Tag. Also hat mich erst mal der Vater der "Gastfamilie" mit nach Sulthan Bathery genommen, was in Kerala liegt und die nächst größere Stadt ist. Dort haben wir uns einen kleinen Unterschlüpf eben Sulthan's Bathery angeschaut, der angeblich einen Tunnel bis zum Palast in Mysore früher gehabt hat um dem Maharaja zu ermöglichen ziemlich weit zu fliehen.
Am Nachmittag bin ich dann alleine nach Manval Kootata gefahren zu Shiny & Co., die mit mir dann im Dschungel waren und mir da auch den "Lover" (Geliebten) von einen von ihnen vorgestellt haben. Mit dem hab ich heute noch öfter per Telefon Kontakt, da er super nett ist und natürlich in seinem kleinen Dorf wenig bis nichts zu tun hat den lieben langen Tag.

Am Abend haben sie mich dann überzeugt bei Ihnen zu übernachten, so hab ich in einem Zimmer, dass normalerweise tagsüber 'ner Schule dient, wo die Jungs aber Nachts immer schlafen mit dem Bruder von Shiny, dem Bruder von Priya/Nandu und dem Lover geschlafen. Natürlich auf 'ner Bastmatte wie die anderen auch! Darauf hab ich erstaunlich gut geschlafen, wie ein Baby, und als ich aufgewacht bin, waren schon alle wach...;D

Noch kurz zur Situation:

Shiny hat mehrere kleinere Geschwister und eben einen großen Bruder, Vater und Mutter.

Sheeba hat auch Mutter und Vater, allerdings keine Geschwister.

Preetha und Nandini leben mit ihrem größeren Bruder und ihrer allein erziehenden Mutterund ihrer Oma im Haus. Die Mutter arbeitet als "Tealeafplucker" (Teeblattpflücker) was dort in der Gegend die Hauptbeschäftigung ist, von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr abends mit einer Stunde Pause auf einem Gebiet von 44 ha.

Der Vater war ein Alkoholiker und hat versucht die Mutter umzubringen, aber die mutige damals sehr junge Nandini hat sich als kleines Kind dazwischen geworfen und hat angeblich deswegen eine Schnittwunde vom Hals über die Brust und eine vom Bein zum Bauch. Der Vater wurde verhaftet ist aber dieses oder letztes Jahr frei gekommen, lebt jetzt aber ohne Kontakt zu ihnen irgendwo anders. (Quelle: Latha)

Die Häuser in denen sie jetzt leben wurden ihnen vor 40 Jahren von der Regierung geschenkt. Da hat die Regierung anscheinend einiges getan um eine "Enttribalisierung" voran zu treiben.